Russland, wir kommen!

 

Bereits ein paar Kilometer vor der weißrussisch-russischen Grenze hatten wir unser erstes spannendes Erlebnis mit einem Russen. Während dem Radeln bemerkte Alexandra, dass ein Lieferwagen kurze Zeit langsam hinter uns herfuhr. Zuerst rief der Fahrer dann durch das geöffnete Beifahrerfenster hindurch irgendwelche Zusprüche mit einem Daumen nach oben – was natürlich mit einem lauten „Spasibo!“ beantwortet wurde. Kurz darauf hielt er vor uns an und stieg aus, und versuchte uns zu erklären, dass er ganz toll fände, was wir da machen. Dann stieg er wieder ein und fuhr weiter. Ein paar 100 Meter weiter wartete er jedoch wieder auf uns vor seinem Wagen, zückte sein Handy für ein Erinnerungsfoto und dann – wir konnten es gar nicht fassen – hat er uns einfach 2.000 Russische Rubel zugesteckt! Das war einmal eine positive Einstimmung auf das Land, das vor uns liegt!

 

unser russischer Wohltäter :-)

unser russischer Wohltäter 🙂

 

Zuerst mussten wir jedoch die Grenze queren, die ja angeblich offen sein soll. Da wir beim Ausfüllen des Visumantrags für Weißrussland scheinbar ziemlich verwirrt waren und sich dessen Gültigkeit daher nicht mit der des russischen Visums überschnitt, waren wir natürlich besonders darauf bedacht, am 30. Juni (mit dessem Ende unser Visum für Weißrussland ablaufen sollten) nicht in Russland kontrolliert zu werden. Als uns dann ein Schild darüber informierte, dass wir Weißrussland verlassen und russisches Staatsgebiet betreten haben, waren wir vorerst voller Freude. Diese währte allerdings nicht lange. Nach wenigen Kilometern wurde angezeigt, dass eine Transportkontrolle erfolge, da, wo scheinbar zuvor der normale Grenzübergang war. Und schon haben sie gerufen: „Avstria?“ und uns gedeutet, zur Seite zu fahren. Alexandra fragte Stefan noch, weshalb die wüssten, dass wir aus Österreich seien. Wie sich später herausstellte, hatte sie unser russischer „Geldgeber“ über unser Kommen informiert.

 

Jaaaa, wir sind in Russland!

Jaaaa, wir sind in Russland!

 

Leger und lustig ging es zu an der Grenze, so generell. Als wir ihnen dann unsere Pässe zur Überprüfung übergeben haben, ist uns dann aber dennoch das Herz in die Hose gerutscht. Und nach kurzer Zeit haben sie uns zu verstehen gegeben, dass wir es uns hier schon einmal gemütlich machen könnten, da die Reise erst morgen weitergehen könne. Stefan hat da gleich mal resigniert und wollte schon fast das Lager aufschlagen. Aber Alexandra, die Plaudertasche, wollte den Beamten noch erklären, wie es zu unserem verfrühten Einreiseversuch kommen konnte. Lustigerweise hat der eine Grenzhoschi daraufhin ein recht kleines, aber fetziges iPad gezückt und Google Translate geöffnet. 😀 Ja, so anti-amerikanisch scheinen die Russen dann doch nicht zu sein.

Als die Übersetzung durch Google Translate mal wieder überhaupt keinen Sinn zu ergeben schien, mussten die Beamten und Alexandra herzlich lachen. Und dann plötzlich meinte der eine Beamte mit einer freundlichen Geste, wir sollten doch einfach verschwinden und Russland unsicher machen. Diese Gutmütigkeit konnte nicht einmal mehr Alexandra’s unbeabsichtigter Versuch, die Grenzbeamten mit 150 Belarussischen Rubel zu bestechen trüben. Und so bedankten wir uns ganz herzlich und radelten schnell davon – Alexandra mit besonders pochendem Herzen ob ihrer Unbedachtsamkeit. 😉

So viel hat sich auf der anderen Seite der Grenze dann eigentlich nicht geändert, außer dass die Felder vielleicht weitläufiger wurden. Aber die einzig wirklich wichtige Änderung für uns war: In Russland gibt es endlich wieder Cafes, Restaurants und ordentliche Tankstellen mit Essen! Wahnsinn, wir haben uns gleich wie im Paradies gefühlt! 😀

Für unsere erste Nacht im neuen Land haben wir dann gleich mal unser Zelt ausgepackt – neben einem halb verfallenen Stall. Stefan meinte zwar: „So beginnen Horrorfilme!“, aber wir haben uns davon nicht einschüchtern lassen. Nach einer dennoch recht unruhigen Nacht (mehrfach fuhren Züge in nicht allzu weiter Ferne, ein Auto hielt kurz in unmittelbarer Nähe von uns) ging es weiter. Langsam hat sich die Landschaft dann aber doch verändert, es wurde um einiges hügeliger und bei dem argen Gegenwind haben wir doch gespürt, dass wir in Weißrussland viel zu lange zu wenig geradelt sind. Sprich, wir waren nach 115 km dann doch ziemlich fertig und vor allem durchgeschwitzt. Und da die Möglichkeit, eine Unterkunft zu beziehen, vorhanden war, haben wir diese auch wahrgenommen – theoretisch bezahlt von unserem russischen Wohltäter. 😉

 

schaut ein bisschen aus wie bei "The Walking Dead" ;-)

schaut ein bisschen aus wie bei „The Walking Dead“ 😉

So fangen Horrorfilme an!

So fangen Horrorfilme an!

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Am Tag darauf haben wir uns auf den Weg nach Bryansk gemacht. Bereits etwa 10 km vor der Stadt wurde der Verkehr deutlich mehr und eigentlich schon richtig unangenehm. Aber bald haben wir dann unser dortiges Hotel erreicht, wo wir einen Tag pausieren wollten, da uns die letzten drei Tage (insgesamt circa 291 km) ziemlich fertig gemacht haben und sich unsere müden Knochen erholen sollten. Aus diesem Grunde haben wir uns in Bryansk eigentlich auch gar nichts angeschaut außer dem recht guten Lokal unter unserem Hotel. 😀

Die ersten etwa 240 km in Russland gingen eigentlich recht flott dahin, nicht zuletzt auch weil die Straßen sehr gut waren. Zwar war der Verkehr etwas unangenehm (es handelt sich nun einmal um DIE Hauptverkehrsroute), aber meistens gab es genügend Rand für uns. Das Essen schmeckt uns größtenteils sehr gut hier, vor allem gibt es auch genug davon. 😉 Und die Leute sind generell sehr freundlich und interessiert daran, wie wir denn da mit den Radln daherkommen.

 

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ein seltsam grünes russisches Getränk, das gar nicht so schlecht schmeckt

ein seltsam grünes russisches Getränk, das gar nicht so schlecht schmeckt

 

 



3 Antworten zu “Russland, wir kommen!”

  1. Claus sagt:

    Was bekommt man für 2000 Rubel?

    Wir sind stolz auf euch! Nur weiter so!

    lg

    PFAU

  2. Maggie sagt:

    Hallo ihr zwei,

    bin gestern zufällig auf euren Blog gestoßen und lese seitdem ganz begeistert den Verlauf eurer Reise nach. Bin ganz erstaunt, wie ihr ohne eljegliche Sprachkenntnisse durch den Osten kommt – sehr bewundernswert. An dieser Stelle kann ich euch helfen: das seltsame grüne Getränke ist eine Waldmeister-Limonade und heißt Tarchun. Schön, dass es euch geschmeckt hat. Habe schon etwas vorgespickt und ihr seid tatsächlich durch meine Geburtsstadt Karaganda in Kasachstan gefahren! Bin sehr gespannt, was ihr darüber berichtet.
    Weiterhin gute Fahrt!

    Beste Grüße aus Dt!
    Maggie

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