Fremde Medikamente wirken behände?
Bereits vor dem Abendessen hatte sich Stefan nicht so richtig wohl gefühlt, aber danach, ging es erst richtig los. Es scheint, der Arme hat sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen. Da es ihm am nächsten Tag nicht besser geht, ist Alexandra gezwungen – von Stefan, um Fotos zu machen -, mit den zwei Schweizern allein zum sonntäglichen Viehmarkt zu schauen. Dieser soll ja eine Attraktion sein. Marianne und Alexandra sind da nicht so überzeugt, oder wie Marianne sagte: „Mein Vater würde weinen.“
Begrüßt wurden wir von einem Schaf, das am Boden liegend, zappelnd langsam verblutete. Keine Ahnung, was genau passiert war, aber gesund sah das nicht aus. 😉 Massenhaft Tiere, massenhaft Menschen auf einem Haufen. Tiere, die oft jede Woche von irgendwo her auf engstem Raum her transportiert werden, so lange, bis sie endlich gekauft werden. Kühe oder Kamele müssen dann etwa ohne Rampe von einem ziemlich hohen Wagen herunter steigen. Natürlich scheuen sie sich davor, haben Angst, denn bei so einer Höhe könnten sie sich beinahe die Haxen oder gar das Genick brechen. Aber die Besitzer zerren so lange am Strick, bis die Kuh herunter stürzt. Also, da braucht man echt einen starken Magen und wenig Mitleid mit Tieren.
Natürlich ist klar, dass die Menschen hier teilweise ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, aber mitansehen fällt trotzdem schwer…
Das „Lustige“ ist zudem, dass es zwischen den ganzen Tierherden auch Essensstände gibt. Dort werden die Schafe gleich vor Ort geschlachtet, zerlegt und gekocht – während die anderen zusehen und wissen, was ihnen in Kürze blüht.
Als wir uns an den vielen Autos, Mopeds und Menschen vorbeidrängen, sehen wir plötzlich Tom (der mit uns das Taxi nach China geteilt hat) auf einem Wägelchen sitzen und eine Melone essen, als wäre es sein zweites Zuhause. 😀
In der Nacht konnte Alexandra dann kaum schlafen, denn die rechte Gesichtshälfte samt dem Ohr tat weh. Seit der Ankunft in China prangte eine üppige Fieberblase auf ihrer Lippe und scheinbar hatte sich da irgendwas weiter ausgebreitet. Jedenfalls gings gleich mal ab ins nächste auffindbare Krankenhaus – allein, denn Stefan war noch immer nicht fit. War nicht ganz einfach. Dann die richtige Abteilung finden: Einfach die Leute, die im erstbesten Warteraum sitzen mit hochgezogenen Schultern und ausgestreckten Armen fragend anschauen und schon weisen sie den Weg. Die Ärztin konnte zwar kaum Englisch, aber „fire“ mit der dazupassenden Geste versteht man: eine ordentliche Entzündung. Bei der hauseigenen Apotheke gab’s dann ein Antibiotikum, entzündungshemmende Lutschtabletten und eine Salbe gegen die Fieberblase – um insgesamt etwa 3 EUR. Für die Behandlung in einem chinesischen Krankenhaus zahlt man übrigens gar nichts, sehr sympathisch.
Obwohl wir beide nicht gerade auf der Höhe waren, mussten wir gegen 14 Uhr auschecken und uns die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges totschlagen. Lustigerweise hatten Marianne und Tom genau denselben Zug wie wir und so teilten wir uns das Taxi zum Bahnhof. Bei der Sicherheitskontrolle das erste Problem: Tom und ich haben jeweils ein Messer mit und die Beamten wollen diese konfiszieren. Alexandra hat daraufhin wie auf Knopfdruck versucht, sie mit Tränen zu erweichen. Und tatsächlich hat das funktioniert: Sie haben die beiden Messer zwar mit Klebeband aneinander geklebt, aber wir durften sie mitnehmen. 😀
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