Über die Wechselhaftigkeit des Wetters
Am nächsten Morgen wollten wir früh aufbrechen. Denn einerseits schien es wieder so heiß zu werden, dass in der Mittagshitze Ruhe angesagt war. Andererseits wollten wir uns nicht zu früh vom radelnden Wolfgang einholen lassen. 😉 Also ging es für uns auch gegen 7 Uhr morgens los und gut voran. Nachdem wir eine kleine Pause für einen Snack gemacht hatten, wurden wir von zwei Männern angehalten, ihnen Gesellschaft zu leisten. Ihr Bus war vor drei Tagen liegengeblieben und seitdem warteten sie auf Teile und Hilfe für die Reparatur. Also, von der Geduld der Kasachen können wir uns echt ein Scheibchen abschneiden!
Da wir jedoch vorankommen wollten, mussten wir sie bald verlassen. Bei einem in der Nähe liegenden Cafezi auf einem Hügel konnten wir plötzlich einen Radler in der Ferne ausmachen – Wolfgang war uns dicht auf den Fersen! 😀 Und bei dem nächsten Cafezi war es dann so weit: die drei Radler waren wieder vereint.
Auch er war von den wartenden Busfahren aufgehalten worden und sie hatten ihm ein Video von uns gezeigt, da wusste er, wir könnten nicht mehr weit sein.
Gemeinsam kehrten wir im Cafezi für Lagman und Okroschka ein und als wir zwei Stunden später wieder losfahren wollten, näherte sich ein Camingwagen mit deutschem Kennzeichen. Und schon wurden rufend Grüße auf Deutsch ausgetauscht. Neşe und Bruno sind auch in den -stans unterwegs, nur halt mit etwas höherer Geschwindigkeit. 😉 Netterweise hat uns Neşe ein paar Karamellbonbons zugesteckt, was vor allem Alexandra sehr glücklich gemacht hat. 🙂
Gemeinsam mit Wolfgang sind wir weitergeradelt und als wir mal wieder in der Nähe vom Balkhash-See vorbeikamen, haben wir kurzerhand beschlossen, die letzte Möglichkeit wahrzunehmen, um darin ein Bad zu nehmen. Gut frequentiert war der Abschnitt dort, daher gab es natürlich auch wieder genügend Müll… Die kurze Abkühlung hat aber dennoch gut getan und zumindest können wir jetzt sagen, dass wir im Balkhash-See schwimmen waren.
Am Abend mussten wir uns dann jedoch von Wolfgang verabschieden. Denn während er Richtung Osten nach Almaty fahren wollte, nahmen wir den direkten Weg über Shu nach Bishkek. Nach weiteren 15 km haben wir es dann aber gut sein lassen und unser Nachtlager in einer abermals sehr steppigen und einsamen Landschaft aufgeschlagen.
Als wir ins Zelt krabbelten war der Himmel noch klar und voller Sterne, doch gegen Mitternacht wurden wir jäh aus unseren ersten Träumen der Nacht gerissen. Denn mittlerweile war ein ordentlicher Sturm aufgezogen, der der Zelt fast niederzureissen schien. Stefan musste daher mitten in der Nacht nochmals raus und das Zelt ordentlich abspannen – unter anderem mit Hilfe der bereits umgefallenen Fahrräder. Als wir dann endlich wieder eingeschlafen waren, wurden wir vom Geräusch starken Regens geweckt. Um 5:30 Uhr, als wir eigentlich aufstehen wollten, hatte der Regen noch nicht aufgehört, ließ manchmal etwas nach, nur um danach noch stärker zu fallen. Jede halbe Stunde läutete der Wecker und jedesmal mussten wir feststellen, dass sich die Wettersituation nicht gebessert hatte. Dazwischen kam immer wieder der Wind, der mehrmals die Heringe herausriss, sodass das Außen- mit dem Innenzelt auf Tuchfühlung ging. Stefan musste sich also in den kalten Regen und den Gatsch, der das Zelt umgab hinauswagen, um das wieder einigermaßen zu richten. Verständlicherweise war daher sogar er vor Zorn dem Wahnsinn nahe.
Dann endlich gegen 15 Uhr konnten wir unsere nassen und gatschigen Sachen zusammenpacken, und schauen, dass wir ein paar Kilometer schaffen. Nach kurzer Zeit zurück auf der Straße wurden wir gleich wieder von Verwesungsgestank begrüßt: ein Pferd neben einer Art Miskübel, bald darauf ein Kuhkadaver – Mahlzeit! Es war recht kühl, der Gegenwind machte es unmöglich, schnell voranzukommen. Man kann also sagen, unsere Laune war an jenem Tag an einem Tiefpunkt angelangt. Nach etwa 40 km haben wir dann etwas trotzig das Zelt wieder aufgebaut. Und in der Nacht regnete es abermals…
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