Was glitzert da am Horizont?

 

Bereits einige hundert Kilometer vor Balkhash ist uns ins Auge gestochen, dass die Umgebung besonders trostlos und voller Müll war. Nach Balkhash sah es genau so aus. Sobald man den Blick von der Straße angewendet hat, sah man es überall glitzern: Tausende Glassplitter säumen den Sand und machen ein Fahrt ins Bankett spannend, tausende Plastikflaschen und -verpackungen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Hinzu kam in den ersten zehn Kilometern, dass die Luft aufgrund der Industrie in der Gegend ziemlich verraucht war, was bei uns zu Hustenreiz führte. Später erfuhren wir auch, dass der Balkhash-See an dieser Stelle besonders verpestet und ungesund ist. Gut, dass wir nicht schwimmen waren…

 

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Zu Mittag wollten wir im laut unserem Navi einzigen Cafezi innerhalb der nächsten 100 km speisen. Als wir dort ankamen, mussten jedoch feststellen, dass dieses scheinbar schon seit längerer Zeit geschlossen ist. Zu unserem Glück hatten wir jedoch in Balkhash einige gefüllte Teigtaschen gekauft und fanden im Ort Gulshat ein kleines Geschäft, wo wir uns gekühlten Saft kaufen konnten. Während wir unser Mittagsmahl auf den Stufen vor dem Magazin einnahmen, wurden wir von Kindern beobachtet, die am Boden zwischen den Glassplittern spielten, und hin und wieder von Kühen besucht, die einfach frei im ganzen Dorf herumlaufen konnten.

Bei unserer Weiterfahrt haben wir dann neben der Straße eine Kamelherde herumlungern gesehen – wenige Kilometer weiter fuhren wir an einem Kamelkadaver vorbei. Hunderte Vögel, Füchse und andere kleinere Tiere hatten wir davor schon tot auf und neben der Straße liegen gesehen. Aber solch ein großes Tier verwesen zu sehen (und zu riechen!) war doch um ein Vielfaches grausliger. Der Verwesungsgestank sollte uns jedoch noch bis nach länger begleiten. 😉

 

die Kamel-Gang

die Kamel-Gang

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Bevor wir uns am Abend einen Campingplatz suchen wollten, fanden wir noch ein kleines Cafezi, wo wir uns ein warmes Cola und Wasser kaufen konnten, yay. Davor hatte es sich eine Familie mit ziemlich dreckigen (vom Spielen im Staub?) Kindern gemütlich gemacht, während scheinbar ein LKW-Fahrer versuchte, ihr Auto zu reparieren. Einer der Männer meinte, puh, bis Bishkek, das wären noch mindestens 800 bis 1000 km und wir sollten mit ihm im LKW mitfahren. Wir meinten, äh, nein, es wären nur noch etwa 500 km, nein danke, aber manche Leute müssen immer recht haben. 😉

Danach haben wir ein von der Straße relativ uneinsichtiges Plätzchen nahe einem kleinen Salzsee gefunden, wo wir unser Zelt aufschlagen und uns duschen konnten. Die Umgebung hat verrückt ausgesehen: so trocken, so steppig, und immer wieder dazwischen Salzansammlungen.

 

ganz schön salzig hier

ganz schön salzig hier

Kaschstan_Teil4_1

 

Am nächsten Tag wurde es sehr sehr heiß und gegen-windig, und da wir erst ziemlich spät losgefahren sind, kamen wir bis zur ärgsten Nachmittagshitze nicht sehr weit. Zu unserem Trost sahen wir dieses Mal eine Kamelherde neben der Straße marschieren. Natürlich musste sich das Stefan genauer anschauen. 😉

Gerade als wir auf ein Cafezi in Sichtweite zustrampelnden, wurden wir von einem Lieferwagenfahrer angehalten und befragt. Lustigerweise hatten er und sein Beifahrer scheinbar einen ganzen Wagen voller Eis und schenkten uns einfach zwei Stangerleis und eine Literpackung. Aiaiai, da sind wir dann gleich noch schneller zum Cafezi am Hügel geradelt und haben uns gedacht: Eis ist in unserer Lage wohl gleichzeitig das beste und das schlechteste Geschenk, das man uns machen kann. 😀

 

die Eis-Männer :-)

die Eis-Männer 🙂

ziemlich viel Eis für zwei Radler

ziemlich viel Eis für zwei Radler

 

Im Cafezi haben wir Cola und Kaffee (+ unserem Eis = Eiskaffee!) gekauft und durften dort einfach so das Eis genießen. Sogar Löffel haben sie uns gebracht. Nachdem wir schon einige Zeit dort verbracht hatten und uns bald wieder auf den Weg machen wollten, stand plötzlich eine Person neben unserem Tisch und sagte: „Grüß Gott!“ Es handelte sich um Wolfgang aus Berlin, der mit dem Fahrrad von Astana nach Tadschikistan unterwegs war, als Sommerurlaub quasi. Nachdem wir uns einige Zeit mit ihm über die Zustände in Kasachstan unterhalten hatten, folgte die Verabschiedung. Wolfgang hatte an dem Tag bereits etwa 140 km hinter sich und wollte sich in der Umgebung eine Unterkunft suchen, wir hatten allerdings noch einige Kilometer vor uns.

 

Abschiedsfoto mit Wolfang aus Berlin

Abschiedsfoto mit Wolfgang aus Berlin

 

Unser Vorankommen war leider auch danach sehr sehr zach. Dafür haben wir in unserer Zachheit die 5.000 km Marke erreicht, yeah! 🙂

 

5.000 km, juuuuhuuu!

5.000 km, juuuuhuuu!

 

Bei einem Cafezi, das wir kurz vor Sonnenuntergang erreichten, bekamen wir netterweise noch eine Packung Erdbeermilch geschenkt. Gemeinsam mit den gekauften Waffeln war das ein tolles Abendmahl. Ziemlich fertig trotz nur gut 80 km Tagesetappe haben wir unser Zelt bei einer der ersten Gelegenheiten hinter einem Hügelchen zwischen Straße und Bahngeleise aufgestellt. Recht ruhig war die Nacht verständlicherweise nicht. Geschlafen haben wir Dank unserer Müdigkeit trotzdem. 😉

 

 



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