Wie uns ein Kirgise das Fürchten lehrte…
Nach ein paar Tagen hatten wir dann auch genug von der „Großstadt“ Bishkek und wollten weiterziehen nach Karakol, das östlich vom See Issyk Kul liegt. Netterweise durften wir unsere Fahrräder und den Großteil unserer Sachen in der Zwischenzeit im Guesthouse lassen.
Kaum am Busbahnhof angekommen stürmten schon gefühlte tausend Kirgisen auf uns zu, versuchten uns unser Gepäck zu entreissen und uns in ihre Autos zu pferchen. Man muss dazusagen, dass das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hier gänzlich anders funktioniert. Große Busse, die zu genauen Tageszeiten fahren, gibt es kaum. Dafür sind sogenannte Marschrutkas, also Sammeltaxis der Kirgisen Ding. Diese können auch ganz normale Autos sein, den Preis kann man meist aushandeln.
Letztendes fuhren wir mit Said, der scheinbar eine Bekannte Richtung Karakol chauffierte und daher noch ein paar Plätze frei hatte. Anfangs fuhr er noch sehr zivilisiert und brav, doch spätestens beim Issyk Kul bekam er plötzlich einen Bleifuß. Auf relativ schlechten und schmalen Straßen, auf denen sich immer wieder Hunde, Esel oder Kühe zeigten, bretterten wir mit 100 bis 130 km. Da war uns schon recht ungut zumute. Als wir dann jedoch in einer Kurve tatsächlich voll ins Schleudern kamen und es uns fast von der Straße fegte, reichte es uns – vor allem Michi. Kaum stand das Auto, sprang er schon heraus und beschimpfte Said ordentlich auf Deutsch. 😀 Fast hätte er ihm eine aufgelegt – später fast schon zwei, als Said uns munter mitteilte, dass er eigentlich Polizist sei. Puuuh! In Karakol angekommen hatten wir uns aber alle wieder beruhigt und Said durfte auf ein Foto mit „my friend“ Michi! 🙂
In Karakol haben wir wieder ein tolles Hostel gefunden: das Riverside, das vom Niederländer André und dessen Frau geführt wird. André hat in den folgenden Tagen so ziemlich alles Organistorische für uns erledigt, einfach so, ein wirklich toller Kerl!
Da es am nächsten Tag regnen sollte, wollten wir uns nur ein bisschen die Stadt mit ihrer Holzkirche anschauen und ansonsten ein bisschen chillen. Tatsächlich wurde es allerdings ein ziemlich schöner Tag…aber egal.
Beim Abendessen konnten wir dann feststellen, dass unser sogenanntes „internationales Zeichen für Besteck“ keineswegs international ist. Um unsere zwei Portionen Blini zu essen, hat uns der Kellner lediglich vier scharfe Messer gebracht, aber keine Gabeln. Oookay, manchmal wäre mitdenken schon super, aber naja, lustig war’s allemal. 😉
Für den nächsten Tag hatte uns André einen Jeep inklusive Fahrer organisiert, der uns über Stock und Stein zum Altyn Arashan brachte, wo es heiße Quellen gibt. Natürlich hätten wir auch hin wandern können, aber uns erschien diese Fahrt einfach viel abenteurerlicher – und das war sie auch wirklich. Wir wurden ordentlich herumgeschüttelt, dass wir uns nicht nur vor lachen nicht mehr halten konnten. Fühlte es ein bisschen wie eine Achterbahn an. 😀 Dazu meinte unser lustiger Fahrer immer wieder: „Break dance, break dance!“
Nach etwa zwei Stunden Fahrt durften wir oben gleich einmal beim Zerlegen eines geschlachteten Schafs zuschauen. So etwas sieht man auch nicht alle Tage…
Danach machten wir eine kleine Wanderung und genossen unsere Jause in der ruhigen Umgebung inmitten der Berge und Hügel.
Bevor es wieder zurückging wollten wir noch die heißen Quellen genießen. Leider sahen unsere Hütten dafür keineswegs so aus wie auf dem Prospekt, das uns zuvor gezeigt wurde. Irgendwie hatten wir uns ein „Resort“ nicht ganz so ekelhaft vorgestellt. Nach etwas Bedenkzeit saßen wir dann doch alle vier drinnen und wechselten zwischendurch immer mal wieder zum kalten Gebirgsbach. Sehr erfrischend!
Beim Hinunterfahren durften wir dann ein Auto überholen, das sehr interessante Ware transportierte: alle möglichen Teile von einem Pferd, das scheinbar verunglückt war. Gruselig…
Zurück im Hostel durften wir feststellen, dass Kirgistan bei den Radler wirklich sehr beliebt ist: Mittlerweile befanden sich drei unterschiedliche Parteien von Radfahrern dort.
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