Ein Land, zwei Seiten
Nach 5 km Fahrt sind wir schließlich zum Belarussischen Grenzübergang gelangt.
Wir waren diesbezüglich etwas aufgeregt, da mehrere Radreisende berichtet haben, dass die Grenzbeamten recht barsch seien und man alles Mögliche vorweisen müsse. Alle Angst war allerdings unbegründet, denn alle waren sehr freundlich zu uns, auch wenn die Verständigung mal wieder etwas schwierig war. 😉
Vorzeigen mussten wir gar nichts, das Visum genügte, da ihnen dadurch sowieso bereits alle Informationen vorlagen. Ein liebes Hündchen hat noch so pro forma an unseren Taschen nach Drogen geschnüffelt und dann waren wir auch schon in Weißrussland.
Prinzipiell hat sich damit an der Landschaft und Architektur eigentlich nichts geändert, auch die Straßen waren teilweise noch recht holprig. Besonders gefreut haben wir uns, als wir auch noch auf eine der 11% der noch nicht asphaltierten Straßen gelandet sind. Bei einer wahnsinns Hitze gegen den Sand in die Pedale zu treten ist eine ordentliche Gaudi.
Als wir dann in Pinsk Wifi gefunden hatten, mussten wir feststellen, dass wir leider nicht bei unserem gewünschten Couchsurfer übernachten konnten, und machten uns auf die Suche nach einem Hotel. Als wir schließlich eines gefunden hatten, haben wir es trotz des – besonders im Vergleich zu zuletzt in der Ukraine – sehr hohen Preises genommen. Die Eingangshalle des Hotels sah vielversprechend aus…tatsächlich waren diese und das „Restaurant“ die einzigen Räumlichkeiten, die in den letzten Jahrzehnten renoviert worden waren. Unser Zimmer im 7. Stock war uralt und grauslich und die ganze Nacht hörten wir die Disco-Mucke des „Restaurants“ und das Gegröle der besoffenen Jugendlichen.
Dafür durften wir unser Frühstück dann neben einer Polestange einnehmen, die erst vor wenigen Stunden in Gebrauch war. Das hat man auch nicht alle Tage. 😉
Das Frühstück selbst war wieder klassisch: viel Kraut, Wurst und Eier – und die zwei Angestellten haben uns auf einer Couch lungernd zugesehen. Auch wenn keine Teller mehr da waren für die Gäste, haben sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. ;-b
Nach diesem doch sehr negativen Hotelerlebnis haben wir beschlossen, gleich mal ein paar Tage zu zelteln.
Doch es sollte anders kommen. Als wir gerade bei einer Bushaltestelle eine kurze Pause eingelegt haben, blieb plötzlich ein Auto stehen, ein Mann stieg aus und versuchte uns auf Russisch – und mithilfe des Sprachführers von Claus und Caro, nochmals danke dafür! – beizubringen, dass er das ganz toll findet, was wir machen. Und letztendlich hat er uns sogar zu sich nach Hause eingeladen. Es seien nur etwa 50 km und da wir sowieso nicht wirklich was vorhatten, fuhren wir tatsächlich nach Telehani. Andrej und sein Sohn Valentin erwarteten uns bereits 4 km davor auf ihren Fahrrädern und zeigten uns den Weg. Und wirklich durften wir einfach so bei ihnen duschen, wurden von Andrejs Frau Galina bekocht und durften dann noch in ihrem Gästezimmer schlafen. Auch wenn die Verständigung größtenteils über Pantomime (Andrej ist ein Meister darin) oder Google Translate ablief, war es doch ein sehr heiterer Abend – der uns zudem etwas mit Weißrussland versöhnlich gestimmt hat.
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