Von urinierenden Chinesen
An unserem dritten Tag in Xi’an haben wir das erste Mal eine chinesische U-Bahn ausgecheckt. Alles sehr ordentlich, sehr gut auffindbar – wohl auch, weil es nur zwei Linien gibt – und sehr angenehm. Nur um 17 Uhr herum ist an den Ticketautomaten die Hölle los…
Die große Wildganspagode war zwar an sich nicht so spannend, aber die Parkanlage rundherum war mal wieder sehr schön gestaltet. Kein Wunder, dass diese scheinbar sehr beliebt ist bei den Einheimischen!
Danach wollten wir über das Südtor der Stadtmauer ins Zentrum vordringen, doch gab es scheinbar am Abend ein großes Event, denn dort war alles abgesperrt und teilweise mit rotem Teppich versehen. Die Ansicht war trotzdem schön und die chinesische Instrumentalmusik unterstrich noch das Ambiente.
Zum Abendessen gingen wir dieses Mal wieder ordentlich Chinesisch essen – und Alexandra hat ihre Leibspeise gefunden. Gong Bao Jiding, Hendlstückchen mit Chili, Frühlingszwiebel und Erdnüssen (und leider auch Ingwer) in einer köstlichen Sosse. Eigentlich sollte das eine Spezialität der Region Sichuan sein, aber auch hier in Xi’an, in der Provinz Shaanxi, schmeckte es ganz vorzüglich.
Das einzige, was die Stimmung etwas trüben konnte, war das Kleinkind am Nebentisch, das, auf dem Schoß des Vaters sitzend, einfach auf den Boden urinierte.
Und das führt uns zu einem unangenehmen Thema bezüglich China: Kleinkinder tragen selten Windeln, stattdessen Hosen, die im Schritt komplett offen sind. So können sie jederzeit überall hingacksen oder -urinieren, was auf uns Österreicher ziemlich ekelhaft wirkt. WIr haben Kinder schon im Zug auf den Teppich und überall am Gehsteig oder bei Pflanzen auf’s Klo gehen sein. Angeblich sollen die Kleinkinder so schneller lernen, sauber zu werden. Naja, „Geschmäcker“ sind verschieden… Der Ansatz, dass das weniger schädlich für die Umwelt sein soll, klingt nur halb akzeptabel. Denn das wäre wohl eines der wenigen Themen, wo Chinesen auf einmal auf die Umwelt achten…
Nach dem Schock, ein Kind im Restaurant urinieren zu sehen, spazierten wir noch ein wenig herum und genossen den Abend, an dem die Chinesen das Mondfest feiern. Zur Feier des Tages haben wir vom Hostel sogar sogenannte „Moon Cakes“ (Mondkuchen) geschenkt bekommen. Leider waren die nichts für unsere westlichen Geschmacksknospen: Halb süßlich, aber mit tausend Gewürzen, die wir nie in einen Kuchen tun würden. 😀
Ursprünglich wollten wir auch den in der Nähe von Xi’an gelegenen Hua Shan, einen der göttlichen Berge, besuchen und ein bisschen wandern gehen. Da aber Alexandras Knie noch immer wehtat und die Gondeln rauf und runter überteuert waren, sind wir stattdessen einfach nur durch die Stadt spaziert. Durch einen riesigen Park, der scheinbar mehr für die Rad- und Mopedfahrer ist, und dann zu einem ganz guten Jiaozi-Lokal. Jiaozi sind in etwa wie Pierogi in Polen, wie Wareniki in der Ukraine, wie Pelmeni in Russland, wie Manti in Kasachstan (pfui!) – nur halt anders, weil chinesisch. Glücklicherweise haben wir welche ohne Fisch oder ähnlichem bekommen und sie waren recht gut. Zum Abschluss durfte Stefan nochmals Eindrücke auf der muslimischen Essensmeile sammeln, und sich dort auf dem Markt Kopfhörer um etwa 5 EUR kaufen. 😀
Heimgefahren sind wir dann erstmals mit einem Tuk-Tuk. Recht rasant ist die Dame mit uns gefahren, aber lustig war’s! Selbst mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. 😉
Gegen 5 Uhr morgens gingen wir am nächsten Tag zum Bahnhof, um den Zug nach Chengdu in der Region Sichuan zu besteigen. Leider war das dieses Mal nicht die erste Station, so mussten wir in – wer weiß, von wievielen Menschen zuvor – gebrauchtem Bettzeug liegen. Zudem hatten wir ungeheuer anstrengende Kabinenkollegen. Ein ziemlich alt aussehendes Pärchen mit einem etwa 4 Jahre alten Kind. Alle haben dauernd herumgeschrien (vor allem die Frau ihren Mann), ekelhaft gegessen (gefressen?) oder extrem laut immer dieselben Videos am Handy geschaut. Und irgendwann hat das Kind im Halbschlaf in die Kabine uriniert, super…
Alexandra, die sowieso den ganzen Tag starke Kopfschmerzen hatte, war jedenfalls kurz vor dem Durchdrehen, und froh, als wir gegen 23:30 Uhr endlich den Zug in Chengdu verlassen konnten. Das einzig Lustige war wohl, dass dem Mann beim Hintersteigen der Treppen der Trolly aus der Hand gerutscht und die Rampe für die Koffer mit vollem Karacho hinunter geschlittert ist. Und die Frau hat ihn das erste Mal nicht fertig gemacht, sondern sich schallend fast tot gelacht. 😀
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