Die Hitze und die verrückten Hühner

 

Da wir also einen Tag in Livny pausiert haben, jedoch bereits für den darauffolgenden Tag ein Hostel in Voronezh gebucht hatten, mussten wir uns etwas sputen. Daher sind wir gleich mal etwa 133 km gefahren, bevor wir unser Zelt aufgebaut haben. Da waren wir dann aber auch wirklich ziemlich fertig, denn den ganzen Tag über war es sehr heiß und die Route sehr hügelig. Ein großartiges Mahl gab es entlang der recht ländlichen Straße leider nicht, aber zumindest ein zünftiges russisches. 😉 Entscheiden mussten wir uns auch nicht selbst, dazu hat sich ein älterer Herr bereit erklärt, der entweder Besitzer oder Dauergast des Beisls war. Dieser setzte sich kurzerhand zu uns, nannte uns anhand der Speisekarte, was wir nehmen sollten und gratulierte uns recht herzlich zu unserem Vorhaben, nach Thailand zu radeln. Nachdem er das auch einem anderen Gast erzählt hatte, stellte uns dieser auch noch jeweils ein Stück Wassermelone hin, geschenkt. Das hat uns ziemlich amüsiert, da wir schon vor der Reise von Wassermelonen-Geschenken in Kasachstan gelesen und gehört hatten.

 

in der russischen Pampa sind öffentliche Telefone noch sehr gefragt

in der russischen Pampa sind öffentliche Telefone noch sehr gefragt

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Unser Campingplatz befand sich dieses Mal recht nahe der Straße (allerdings eine etwas weniger befahrene Route) und einem recht großen Anwesen, das scheinbar mit Alarmanlage und allem drum und dran ausgestattet war. Als wir uns dann im Zelt befanden waren wir daher ziemlich nervös, als wir jemanden durch den Wald und die Wiese schlurfen hörten. Sobald wir durch die „Tür“ des Aussenzelts hinaus gespäht hatten, waren wir allerdings ziemlich beruhigt: Es handelte sich um einen Igel, der um unser Zelt streifte. 🙂

 

leicht hügelig hier

leicht hügelig hier

Saft und Kekse - fette Ausbeute!

Saft und Kekse – fette Ausbeute!

 

Etwas fertig ging es am nächsten Morgen recht früh (für unsere Verhältnisse) wieder los Richtung Voronezh. Da die Beine jedoch sehr müde waren und wir keinen Stress mehr hatten, machten wir uns auch tempomäßig keinen Druck. Die letzte Pause legten wir an einer sehr stark befahrenen Kreuzung ein, bei der es aus mehreren Gründen wild zuging. Denn dort wurde alles mögliche verkauft, unter anderem lebende Hühner und Eier aus einem Auto heraus. Ja, genau, ein Auto voller ziemlich fertiger Hendl, die scheinbar unkontrolliert Eier legten. Selbst einer der Verkäufer meinte zu Stefan: „Crazy Russians, right?“, und musste lachen.

 

gemütlich, gemütlich...

gemütlich, gemütlich…

...da lachen ja die Hühner - nicht mehr

…da lachen ja die Hühner – nicht mehr

 

In Voronezh war vor allem Alexandra dann schon extrem ausgelaugt. Die Sonne war an jenem Tag auch wirklich unbarmherzig und Schatten haben wir sehr selten gesehen. Außerdem waren die letzten 10 km noch sehr hügelig. An einer Kreuzung wurde Alexandra dann von einer hübschen jungen Russin darauf angesprochen, wo wir denn herkämen. Auf die Antwort hin war die Russin sehr erstaunt und begeistert, und meinte, dass sie selbst diesen Sommer mit ein paar Freunden mit dem Fahrrad auf die Krim fahren wolle. Das fanden wir dann doch eigentlich noch viel mutiger, aber so genau wollten wir ihr das nicht sagen…

Bei unserem Hostel angekommen konnten wir dann feststellen, dass es nicht von ungefähr ist, dass dieses „Stadion Hostel“ heißt: Es befindet sich tatsächlich im Voronezher Stadion und hat nur auf einer Seite Fenster. Wir hatten das große Glück, kein Fenster zu haben, und so konnten wir auch bis 10 Uhr schlafen ohne zu wissen, dass es draußen schon seit 5 Stunden hell ist. 😉
Ganz optimal waren die Zustände dort bei unserer Ankunft allerdings nicht. In einem Raum waren gerade ein Haufen Männer dabei, lautstark diskutierend ein neues Gemeinschaftsbad zu schaffen. Da daher das Wasser vorübergehend abgedreht war, war vorerst an duschen nicht zu denken. Aus diesem Grunde wollten wir gleich mal das gratis WiFI nutzen – doch auch das funktionierte momentan aus unerfindlichen Gründen nicht, schon gar nicht in unserem Zimmer. Aufgrunddessen lungerten wir fix und fertig und total verschwitzt in der Gemeinschaftslounge vor dem Fernseher ab – als plötzlich der gesamte Strom ausfiel. Hmm, ok, dachten wir, jetzt reicht’s dann aber mal. Der einen Hostel-Angestellten war das alles sooo dermaßen unangenehm und sie entschuldigte sich sicher tausendmal bei uns, meinte jedoch, dass wir – wenn wir wollen – auch bei dem Fitnesscenter, das so irgendwie da dazu gehört, aber 5 Gehminuten entfernt liegt, duschen könnten. Und so hat sie uns hingeführt, auf uns gewartet und uns wieder zurück gebracht und uns dabei ein bisschen über die Russen aufzuklären versucht. Überhaupt war sie wirklich extrem nett und hilfsbereit, unglaublich. Zum Beispiel hat sie an einem Abend Stefan’s Wäsche mit nach Hause genommen und ihm am nächsten Tag gewaschen und gebügelt überreicht – gratis!

 

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In Voronezh selbst, das immerhin fast eine Million Einwohner zu haben scheint, haben wir uns eigentlich nicht gar so viel angeschaut außer dem Einkaufszentrum. 😉 Aber die Auswahl an Lokalen und Geschäften hat uns jedenfalls sehr zufrieden gestellt. Die meiste Zeit haben wir jedoch mit der Planung für unseren Aufenthalt in Moskau verbracht. Denn da wir auch in Russland mehr Zeit haben sollten, haben wir kurzerhand beschlossen, einen kleinen Exkurs nach Moskau zu machen, allerdings via Zug und ohne Fahrräder. Die Fahrräder und etwaiges Gepäck sollten wir bis zu unserer Rückkehr im Hostel lassen können. Und Sightseeing wollten wir dann eher auf Moskau verschieben. 🙂

 



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