Böses Erwachen im urigen Kasachstan

 

Recht motiviert ging es also am frühen, kühlen Morgen weiter bis wir gegen 10 Uhr ein Cafezi erreicht hatten. Da dieses jedoch wenig vertrauenerweckend wirkte und es zudem eigentlich noch zu früh für eine Mittagspause war, wollten wir weiterfahren. Alle meinten jedoch, dass das nächste Cafezi und Magazin in etwa 100 km sei, was doch noch etwas weit und vor der Mittagshitze nicht mehr schaffbar wäre. Dann zogen jedoch ein paar Wolken auf, daher wollten wir unser Glück versuchen. Die Temperaturen waren eigentlich recht angenehm (für dortige Verhältnisse) und hin und wieder fielen sogar ein paar Regentropfen. Gegen 12 Uhr fanden wir dann eine Bushütte, wo wir uns ein paar Instant-Nudeln machten. Und dann kam wieder die Sonne heraus, verdammt…

Nachdem wir es uns mit unseren Campingsesseln im bisschen Schatten gemütlich gemacht hatten, kam aus dem Nirgendwo ein Mann daher und meinte, wenige Meter weiter, beim Fluss, sei ein Cafezi, dort fänden wir Unterschlupf und Kaffee und Tee. Obwohl wir weit und breit nichts Derartiges sehen konnten, aufgrund des uneinsichtigen Geländes jedoch auch nichts Derartiges ausschließen konnten, packten wir zusammen, und wollten mal schauen, ob da etwas dran sei. Und tatsächlich fanden wir nach einigen Kilometern ein scheinbares Cafezi.

 

das verhängnisvolle Cafezi

das verhängnisvolle Cafezi

 

Schon freuten wir uns auf ein eiskaltes Getränk, da sagte uns der Besitzer, er habe keinen Kühlschrank, daher auch keine kalten Getränke. Wir tranken also Tee und fragten auch, ob es Trinkwasser gäbe. Er bejahte und füllte zwei leere Flaschen damit. Stefan, der extrem durstig war, trank gleich mal eine 1,5 L Flasche aus. Während Alexandra sich immer wieder mit hereinkommenden Gästen unterhielt, fühlte sich Stefan jedoch zunehmend schlecht. Einmal steckte er sich den Finger in den Hals, in der Hoffnung, sich dann erleichtert zu fühlen. Dennoch wollten wir gegen 17 Uhr versuchen, weiterzuradeln. Nachdem es ein paar Kilometer ordentlich bergauf ging, und Stefan schon einige Male neben die Straße hingespieben hatte, meinte er, es ginge nicht weiter, er sei zu schwach. Alexandra versuchte ein paar Autos aufzuhalten, die hatten dann allerdings zu wenig Platz für uns und zwei Fahrräder und verneinten auch das Vorhandensein von einer Art Taxi.

 

aufregende Fahrt im alten russischen Auto von Ruslan

aufregende Fahrt im alten russischen Auto von Ruslan

 

Also radelten wir langsam wieder zurück zu dem tollen Cafezi, wo es nichts gab. Der Sohn des Besitzers, Ruslan, befand sich gerade davor und Alexandra erklärte die Situation. Zuerst meinte er, das nächste Spital sei 70 km von hier entfernt, dann sagte er aber, er könne uns mit dem Auto zur 3 km entfernten Stadt bringen, wo es auch eine Art „Gospital“ gäbe. Nach einer etwas wilden Fahrt in einem alten russischen Auto ohne Bremsen auf unebenen Sandstraßen fanden wir uns vor einem traditionellen Familienhäuschen wieder. Rasch wechselte unsere Retterin in der Not vom Herd zu ihrem Medizinkoffer und Stefan legte sich neben den niedrigen Tisch (traditionell sitzen Kasachen beim Essen am Boden). Anhand des Russisch-Wörterbuchs „diskutierten“ Alexandra und die Ärztin (oder so ähnlich), was genau in Stefan vorgehen könnte. Und bald verabreichte sie Stefan zwei Spritzen gegen den verdorbenen Magen, woraufhin er noch länger liegen blieb und vor sich hinmurmelte, wie schlecht ihm sei. Beobachtet wurde er dabei von den kleinen Kindern der Ärztin und deren Großmutter.

 

Stefan mit seiner Retterin

Stefan mit seiner Retterin

 

Im Magazin, das sich interessanterweise auch in jenem Häuschen befand (ein kleiner abgesperrter Raum), kaufte Alexandra noch etwas Wasser und gekühltes Cola. Als Stefan einen kleinen Schluck davon trank, stürmte er jedoch gleich wieder hinaus und kotzte dezent vor das Häuschen. Nach einem Erinnerungsfoto brachte uns Ruslan zurück zum Cafezi und meinte, wir sollten heute Nacht bei ihnen bleiben und Stefan sollte in einem Bett bei ihnen im Haus schlafen. Sein Vater meinte dann übrigens, dass es ganz klar sei, dass Stefan sich nach dem Trinken des Wassers übergeben musste, da man das nicht trinken könne. Oooook, gut, dass er zuvor das Gegenteil gesagt hatte. 🙁

 

Alexandra und der stets gut gelaunte Ruslan

Alexandra und der stets gut gelaunte Ruslan

 

Insgesamt war der Aufenthalt dort allerdings sehr interessant, da wir einen Einblick in das einfache Leben in Kasachstan bekommen konnten. Ruslan meinte, hier gäbe es einfach nichts zu tun und es wäre sehr langweilig. Stefan schenkte ihm daraufhin seine Mundharmonika, die er bisher eh gar nicht verwendet hatte, und Ruslan freute sich sehr darüber. Überhaupt ist dieser ein sehr neugieriger und interessierter Mensch, der mit Enthusiasmus das Wörterbuch studierte, um ein bisschen Deutsch zu lernen. Wir wünschten, wir könnten wir ein solches Büchlein schicken, aber er meinte, zu ihnen komme nie Post. 🙁

 

Ruslans Trophäe von einem Fischfang

Ruslans Trophäe von einem Fischfang

Kasachstan_Teil1_27

Ruslan weist uns den Weg zu einer natürlichen Trinkwasserquelle

Ruslan weist uns den Weg zu einer natürlichen Trinkwasserquelle

eine Oase mitten in der trockenen Landschaft

eine Oase mitten in der trockenen Landschaft

das Boot hinter dem Cafezi - ob das Wasser je so hoch stand? ;-)

das Boot hinter dem Cafezi – ob das Wasser je so hoch stand? 😉

allerhand Klump steht da herum, aber Ruslan ist auch ein Bastler

allerhand Klump steht da herum, aber Ruslan ist auch ein Bastler

 

Die Nacht war dann recht ungemütlich auf der Holzpritsche in einem Zimmer, das wir uns mit Ruslan, einer kleinen Katze und tausenden Fliegen teilten. In dem Cafezi wollten wir außer Tee nichts mehr konsumieren, selbst hatten wir jedoch kaum mehr Vorräte und zu kaufen gab es auch erst wieder etwas im 70 km entfernten Ort. Der Bus schien daher die bessere Lösung.
Ruslan half uns dabei, dies dem Busfahrer zu artikulieren und die Räder samt Gepäck zu verstauen, und schon befanden wir uns auf dem Weg nach Aktobe. Netterweise wollte der Busfahrer uns nicht zahlen lassen und so fuhren wir vollkommen gratis circa 200 km durch Kasachstan.

 

Stefan, Alexandra, Rusland und sein Vater Karol

Stefan, Alexandra, Ruslan und sein Vater Karol

warten auf den Bus

warten auf den Bus

Wir reisten in Kasachstan miiiiit: Huber Reisen - oh yeah!

Wir reisten in Kasachstan miiiiit: Huber Reisen – oh yeah!

 

 



5 Antworten zu “Böses Erwachen im urigen Kasachstan”

  1. Claus sagt:

    Den Bus haben euch sicher eure Eltern geschickt, damit ihr endlich heimkommt.

    Alles Gute für die Weiterfahrt!

    lg

    Claus

  2. mrs glover sagt:

    ruslan sieht sehr nett aus! gut, dass es stefan wieder besser geht.
    huber…what else…der bus mit den cordon bleus…

  3. […] drei mal ungewollt auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Das erste Mal hatte Stefan eine Lebensmittelvergiftung, kurz danach wollte der Hinterreifen von Alexandra nicht mehr mitspielen und am Ende von Kirgistan […]

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